Liebig-Denkmünze für Markus Antonietti

Prof. Dr. Markus Antonietti (Mitte)
Prof. Dr. Markus Antonietti
Laudator Prof. Dr. Robert Schlögl

12. September 2016

Würdigung für Antoniettis bahnbrechende Arbeiten im Grenzgebiet von Polymerforschung und Nanowissenschaften

UniCat-Professor Dr. Markus Antonietti vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung ist heute in Greifswald mit der Liebig-Denkmünze der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) geehrt worden.

Die GDCh würdigt Antoniettis bahnbrechende Arbeiten im Grenzgebiet von Polymerforschung und Nanowissenschaften. Der kreative Ausnahmeforscher hat neue Anwendungsfelder in der chemischen Energiespeicherung und in der nachhaltigen Chemie erschlossen. Darüber hinaus haben seine Arbeiten zahlreiche andere wissenschaftliche und technische Disziplinen beeinflusst.

Antonietti, geboren 1960 in Mainz, studierte in seiner Heimatstadt Chemie und begann seine Karriere als Polymerwissenschaftler mit physikalisch-chemischer Ausrichtung. Während seiner Habilitation über Mikrogele mit besonderer Struktur war er der Erste überhaupt, der sich auch mit Nanogelen befasste. Ende der 1980er Jahre, und somit etwa 20 Jahre bevor sich die Forschung zu Nanopartikeln etablierte, erkannte er die Besonderheiten polymerer Nanomaterialien.

Eines von Antoniettis Markenzeichen ist, dass er die Schwerpunkte seiner Forschungsarbeiten immer wieder neu ausrichtet. So arbeitete er sehr erfolgreich über die Selbstorganisation von Blockcopolymeren, über Polyelektrolyte und amphiphile Polymere.

1993 wurde er der jüngste Direktor der Max-Planck-Gesellschaft. Wissenschaftlich wandte er sich dem Kristallwachstum von Polymeren, der biomimetischen Mineralisation und mesokristallinen Strukturen zu und schloss anorganische Nanomaterialien in seine Forschungen ein, wobei er polymere ionische Flüssigkeiten als Reaktionsmedium nutzte.

Vor etwa zehn Jahren rückte Kohlenstoff ins Zentrum seines Interesses – vom Design von Kohlenstoff-Nanostrukturen bis hin zur „Hydrothermalen Karbonisierung“, der künstlichen Herstellung von Braunkohle oder flüssigen Erdöl-Vorstufen aus Biomasse, einer von Antoniettis Beiträgen zur chemischen Energiespeicherung, die er um Arbeiten zu weiteren Energieträgern ergänzte.

Bemerkenswert sind seine Beiträge zur künstlichen Photosynthese und generell zur chemischen Nutzung von Kohlendioxid. Antoniettis Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit zwei Ehrendoktortiteln und drei Ehrenprofessuren. Antonietti gehört zu den Gründungsmitgliedern des Exzellenzclusters UniCat. Hier forscht er im Forschungsfeld D3.

Die Laudatio auf den neuen Träger der Liebig-Denkmünze hielt Professor Dr. Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, und am Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion, Mülheim/Ruhr.

Die Ehrung fand im Rahmen, der 129. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) statt, an der sich die GDCh traditionell mit einer wissenschaftlichen Sitzung und einer anschließenden Festveranstaltung beteiligt.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker gehört mit über 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Seit 1903 vergibt sie die Liebig-Denkmünze. Unter den bislang 67 Preisträgern befinden sich zahlreiche spätere Nobelpreisträger: Adolf von Baeyer, Paul Ehrlich, Fritz Haber, Carl Bosch, Max Planck, Friedrich Bergius, Hans Fischer, Feodor Lynen, Karl Ziegler und Gerhard Ertl.