Mein BIG-NSE-Jahrgang trifft sich immer noch einmal die Woche, und wir tauschen uns regelmäßig über unsere Arbeiten aus

30 Juni 2017

Anlässlich des 10jährigen Bestehens der BIG-NSE fragt UniCat aktuelle Mitglieder der Graduiertenschule nach Ihren Erfahrungen und Eindrücken

Rhea Christodoulou © TU Berlin / Christian Kielmann

Rhea Christodoulou, ein Kind Europas mit norddeutschen und nordgriechischen Wurzeln, ist in Hamburg aufgewachsen und hat an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) Verfahrenstechnik studiert. Ihre Masterarbeit hat sie am dortigen Institut für chemische Reaktionstechnik bei Professor Raimund Horn, einem ehemaligen UniCat-Nachwuchsgruppenleiter, geschrieben.

Für ihre Bewerbung bei der BIG-NSE gab es viele gute Gründe. Nun schreibt sie ihre Doktorarbeit über Selektivoxidationen von Alkanen und deren Untersuchung mittels kinetischer und spektroskopischer Profilmessungen in einem Festbettreaktor im BasCat, dem JointLab von UniCat und BASF.

Mit UniCat spricht sie über ihre Forschung, die Graduiertenschule BIG-NSE, das BasCat und ihre Zukunftspläne.

Sie sind in Hamburg geboren und haben auch griechische Wurzeln?

Ja, meine Familie väterlicherseits kommt aus der nordgriechischen Stadt Thessaloniki. Interessanter Weise sind beide Städte die zweitgrößten ihres Landes und beim wichtigsten Wirtschaftsfaktor handelt es sich bei beiden um den Hafen.

Rhea Christodoulou © TU Berlin / Christian Kielmann

Sie haben an der Technischen Universität Hamburg studiert und mit einem Master in Verfahrenstechnik abgeschlossen. Bitte erzählen Sie uns davon.

Das ist eine recht junge und kleine Universität mit rund 6000 Studenten. Schon während meines Masterstudiums habe ich mich entschieden, meinen Fokus auf die chemische Reaktionstechnik zu legen. Konsequenterweise habe ich dann auch meine Masterarbeit am Institut für chemische Reaktionstechnik bei Herrn Professor Horn geschrieben.

Vor seinem Ruf an die TUHH war Raimund Horn als Nachwuchsgruppenleiter im Exzellenzcluster UniCat. Haben Sie sich deshalb um ein BIG NSE-Stipendium beworben?

Es gab viele gute Gründe sich zu bewerben. Zum einen ergibt sich hier eine große Möglichkeit der Vernetzung. Mit Menschen, die ähnliche Interessen besitzen, in Kontakt zu treten, und Erfahrungen auszutauschen, ist definitiv ein großer Anreiz. Zum anderen finde ich es besonders attraktiv, als neu hinzugestoßenes Mitglied der TU Berlin, die verschiedenen Arbeitskreise des UniCat-Clusters kennenzulernen. Durch die Vorlesungsreihe in der Initial Phase sah ich eine gute Gelegenheit mich noch stärker in die Thematik der Katalyse zu vertiefen.

Neben den eher beruflichen Beweggründen gibt es auch persönliche. Mir hat es sehr gefallen, dass es sich um ein internationales Programm handelt. Ich begegne anderen Kulturen mit großem Interesse, sodass mich der Austausch mit international qualifizierten Menschen besonders gereizt hat.

Sie promovieren jetzt über Selektivoxidationen von Alkanen. Worum geht es dabei?

Rhea Christodoulou © TU Berlin / Christian Kielmann

Der Kern dieser Forschung ist die örtlich und zeitlich aufgelöste Untersuchung von Selektivoxidationen. Typische Selektivoxidationen von Alkanen, an denen noch intensiv geforscht wird, sind beispielsweise die Oxidation von n-Butan zu Maleinsäureanhydrid, die Oxidation von Propan zu Acrylsäure oder auch die Dehydrierung von Ethan zu Ethen. Durch die Entwicklung eines Profilreaktors wird die simultane Erfassung von Temperatur- und Konzentrationsprofilen sowie von spektroskopischen Profilen ermöglicht. Mit Hilfe der Raman-Spektroskopie kann die Abhängigkeit des Katalysatorzustandes von seiner chemischen und physikalischen Umgebung untersucht werden.

Des Weiteren wird ermöglicht, örtlich aufgelöste Konzentrationsprofile von Intermediaten, die sich innerhalb des katalytischen Bettes bilden und weiter reagieren, zu identifizieren und zu quantifizieren. Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um die Reaktionsmechanismen des zu untersuchenden Systems besser zu verstehen. Die resultierende hohe Informationsdichte kann anschließend genutzt werden, um mittels numerischen Methoden die Profile zu modellieren und um Kinetiken abzuleiten.

Welchen Einfluss hat die Interdisziplinarität der Arbeitsgruppe und der BIG-NSE auf Ihr eigenes Arbeiten?

Den größten Einfluss auf meine Arbeit hat sicherlich der Austausch mit meinen BasCat-Kollegen. Während viele meiner Kollegen Chemiker und Chemikerinnen sind, bin ich Ingenieurin.

Durch die verschiedenen Perspektiven werden die Diskussionen bereichert und der Horizont erweitert. In unserem Institut werden sowohl neue heterogene Katalysatoren hergestellt als auch diese durch Testanlagen untersucht. Hier ist natürlich ein großes Maß an Interdisziplinarität erforderlich. Es muss eine gemeinsame wissenschaftliche Sprache gefunden werden und die neugewonnenen Erkenntnisse müssen auch wieder den Weg zu den Kollegen finden.

Rhea Christodoulou © TU Berlin / Christian Kielmann

Bei der BIG-NSE bekommt die Interdisziplinarität zweifelslos eine andere Dimension. Dadurch, dass viele BIG-NSE-Mitglieder aus den verschiedensten Bereichen des UniCat-Clusters kommen, tauche ich in Themengebiete ein, mit denen ich sonst durch den eigenen Arbeitskreis keine Berührung hätte.

Mein BIG-NSE-Jahrgang trifft sich immer noch einmal die Woche und wir tauschen uns regelmäßig über unsere Arbeiten aus. Mir ist besonders aufgefallen, dass jedes Fachgebiet eine gewisse andere Arbeitsweise besitzt. Und diese Erkenntnis hilft mir meine methodische Vorgehensweise zu erweitern und zu reflektieren.

Das BasCat ist eine Gemeinschaftslabor von UniCat und der BASF, eine Kooperation zwischen der TU Berlin und der BASF. Welchen Einfluss hat die Nähe zur Industrie für Ihr Arbeiten und Ihre Zukunftspläne?

Ohne die finanzielle Unterstützung der BASF wäre meine Arbeit so nicht möglich. Es ist sicherlich nicht zu verleugnen, dass ein Unternehmen wie die BASF andere Interessen hat als eine universitäre Einrichtung. Jedoch finde ich, dass das BasCat ein schönes Beispiel dafür ist, wie auch eine Schnittmenge an gemeinsamen Interessen gefunden werden kann.

Momentan kann ich mir vorstellen sowohl nach meiner Promotion direkt zur Industrie zu wechseln als auch eine Post-Doc-Position anzustreben. Noch sehe ich aber nicht die Notwendigkeit, mich zu entscheiden. Selbst wenn ich mich für eine industrielle Karriere entscheide, sehe ich dennoch meine Zukunft bei der Forschung und Entwicklung.

Wie bewerten Sie die Initial Phase der BIG-NSE?  Was hat sie Ihnen gebracht, bzw. für den Verlauf der BIG NSE-Zeit?

Die Initial Phase war eine großartige Zeit. Ich habe nicht an der TU Berlin studiert und deshalb kannte ich die universitätsspezifische Struktur nicht. Während der Initial Phase haben viele Professoren des UniCat-Clusters ihre Themenbereiche durch Vorlesungen vorgestellt, sodass man einen Überblick erhalten hat, welche Tragweite der UniCat-Cluster besitzt. Darüber hinaus kam die Idee hinter diesem Konzept klar zum Vorschein. Zudem wurde durch diese Vorlesung das erlernte Wissen vom Studium wieder aufgefrischt und einiges an fachfremdem Wissen neu erlangt.

Überdies habe ich wirklich das Glück von einem sehr netten und kompetenten Jahrgang umgeben zu sein. Durch die Initial Phase haben wir uns alle sehr gut kennen gelernt und viele von ihnen kann ich heute als Freunde bezeichnen. Es ist ein sehr internationaler Jahrgang. Quer über fast alle Kontinente, bleibt der transkulturelle Austausch nicht aus. Neben der wissenschaftlichen Arbeit, haben wir zusammen Weihnachtskekse gebacken, im Frühling chinesisches Neujahr gefeiert und uns auf eine kulinarische Weltreise begeben.


Die Fragen stellte Dr. Martin Penno